Geboren als Alexander Michailowitsch Glikberg 1880 in Odessa, gestorben
1932 in Le-Lavandou in der Provence.
Er stammt aus einer kinderreichen Familie eines jüdischen Apothekers und
Handelsvertreters. Als Sascha 10 ist, hat sich sein Vater schon nach einem Lehrplatz bei einem Handwerker für ihn umgesehen, beschließt dann aber,alle Kinder taufen zu lassen, um ihnen den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen.
Allerdings ist Sascha kein pflegeleichter und kein erfolgreicher Schüler.
Mit 15 läuft er von zu Hause weg, dem Beispiel seines Bruders folgend, bettelt und findet schließlich Unterschlupf bei einer Tante. Die schickt ihn in Pension in ein Gymnasium in St.Petersburg. Wegen ungenügender Leistungen in Algebra wird er allerdings ausgeschlossen und sieht sich allein, ohne Wohnung und Unterstützung - die Eltern weigern sich, auf seine Briefe zu antworten. Zufällig erfährt ein junger Journalist von ihm und erwähnt sein Schicksal in einem Artikel. Wiederum zufällig fällt der Artikel einem reichen Shitomirer Philantropen und Mäzen in die Hände, der Sascha zu sich holt. Für einen Abschluss des Gymnasiums reicht die Zeit aber nicht mehr - Tschorny wird zum Militärdienst einberufen.
In Shitomir beginnt seine Schriftstellerkarriere, mit Gedichten und Artikeln
im Feuilleton. Die Lokalzeitung stellt aber bald ihr Erscheinen ein, Tschorny
zieht wieder nach St.Petersburg, wo er bei einer Eisenbahngesellschaft Anstellung findet. Er kommt hier seiner Vorgesetzten näher, Маria Iwanowna Wassilewa, die aus einer gebildeten und reichen Familie stammt. Die Heirat mit ihr enthebt ihn finanzieller Sorgen, die Hochzeitsreise führt sie nach Italien und seine Frau ermöglicht ihm den Abschied vom Dienst, autodidaktische Studien sowie einen Besuch der Heidelberger Universität (1906/07).
Seit 1905 veröffentlicht er Artikel, Feuilletons und Gedichte in vielen regierungskritischen, satirischen Zeitungen und wird landesweit bekannt und populär, vor allem unter dem Pseudonym Sascha Tschorny, das auf seine Kindheit zurückgeht: in der Familie gab es noch einen Sascha, und zur Unterscheidung wurde die Haarfarbe gewählt - Sascha Bjeli (weiß) und Tschorny(schwarz).
Die Februarrevolution 1917 unterstützt er, die Oktoberrevolution nicht. Er lehnt Angebote der Bolschewiki zur Mitarbeit ab und zieht mit seiner Frau zunächst nach Vilnius, dann, 1920, nach Berlin, 1923 nach Italien und lebt ab 1924 in Frankreich, zunächst in Paris, ab 1929 in der Provence. Die große Gemeinde russischsprachiger Emigranten mit eigenen Zeitungen und Verlagen sowie seine große Popularität ermöglichen ihm auch weiterhin eine Existenz als Schriftsteller.
Tschorny sieht sich in erster Linie als Lyriker, seine Bekanntheit und Beliebtheit erwirbt er sich allerdings vor allem mit seinen Kurzgeschichten und Erzählungen, in denen er menschliche Verhaltensweisen und Alltagssituationen psychologisch genau, differenziert und humoristisch schildert. Sein herausragendes Werk sind seine „Soldatenerzählungen“ oder besser Märchen, in denen er, auch sprachlich, ein untergegangenes Russland schildertund Kunstmärchen und Fantasien, Volksüberlieferungen und Sagen, Sozial- und Alltagsschilderungen humoristisch und satirisch miteinander verbindet.
Obwohl kinderlos, schreibt Tschorny Zeit seines Lebens viel Literatur für Kinder: einen großen Teil seiner Gedichte, die Sammlung „Biblische Geschichten für Kinder nacherzählt“ sowie eine ganze Reihe von Erzählungen (nicht nur) für Kinder, deren bedeutendste und schönste sicher „Das Tagebuch des Foxterriers Mikki“ darstellt.
Sascha Tschorny gehört zusammen mit Alexander Blok, Iwan Bunin, Anna Achmatowa oder Marina Zwetajewa, um nur die berühmtesten zu nennen,nicht bloß zum „Silbernen Zeitalter“ der russischen Poesie Anfang des 20.Jahrhunderts, er war mit fast allen seiner Autoren, wie K.Tschukowski,F.Cologub, Teffi und Majakowski auch bekannt, wenn nicht befreundet, so mit Alexander Kuprin und Leonid Andreew.
Bemerkenswert und unter Schriftstellern geradezu unüblich, dass von seinen Kollegen keine abschätzigen oder bösen Worte über ihn überliefert sind. Dies liegt an seinem Charakter: er war ein uneitler und uneigennütziger, ja selbstloser Mensch, der Spießertum und Charakterlosigkeit verachtete, der Leistungen anderer zu würdigen wußte, der immer versuchte, andere Schriftsteller in ihrer Arbeit zu unterstützen und der stets alle seine Möglichkeiten aufbot, gerade junge Dichter am Anfang ihres Schreibens zu bestärken und ihnen Publikationsmöglichkeiten zu eröffnen.
Ein Beispiel dafür, unter vielen, ist Vladimir Nabokov. Dieser brachte seine ersten Arbeiten, noch in Berlin, Tschorny regelmäßig zum Redigieren, der dann für ihre Veröffentlichung sorgte. Nabokov, der in seinen Werken mehrmals auf Tschorny Bezug nimmt, erinnert an ihn in einem bewegenden Nekrolog.